Sonntag, 22. November 2015, 17 Uhr

Tratado – Improvisación

matthias ziegler, flöte, bassflöte, kontrabassflöte
rolf lislevand, laute
dominique girod, Kontrabass

Beim 1553 in Rom publizierten Werk des „Tratado de Glosas“ handelt es sich um eine Verzierungslehre für Viola da Gamba, ein Streichinstrument, das in der Renaissance über eine reiche Literatur verfügte. Das Variieren von musikalischen Vorlagen hat eine musikalische Tradition, die sich von den Anfängen der Musik bis in die heutige Zeit erstreckt.

Der ”Multiflötist” Matthias Ziegler, ein Wanderer zwischen verschiedenen Musikwelten, verwendet für seine Exkursionen teils selber entwickelte Instrumente. In denen, so scheint es, ein ganzes Orchester steckt.

Der Lautenisten Rolf Lislevand hat eine Professur für historische Aufführungspraxis inne – und hat dabei alles andere im Sinn als eine endgültige Klärung der Frage, wie die Werke des 16. Jahrhunderts denn nun genau geklungen haben. Vielmehr ist Rolf Lislevand ein Musiker, der in seinen Interpretationen von alter Musik stets das ”Neue” im Sinne einer unmittelbaren Aktualität sucht, verbunden mit einer grossen Offenheit.

Dominique Girod, interpretierender und komponierender Musiker, ein hellhöriger und stilistisch vielseitiger Bassist ist die perfekte Ergänzung zum Trio.

Das in der Renaissance sehr populäre Instrument der Laute geht zurück auf das arabische Oud, ein birnenförmiges Saiteninstrument mit kurzem Hals, das vorwiegend im mittleren Osten gespielt wurde und über die verschiedenen Handelswege nach Europa gelangte.

So ertönen in den Konzerten von Ziegler, Lislevand und Girod ganz überraschend auch orientalische Klänge, die sich mit der Musik der Renaissance nahtlos verbinden. Die Grenzen zwischen Improvisation und Interpretation werden verwischt und aus dem Moment heraus entsteht Neues.

Diego Ortiz’ (1510-1558) berühmtes Lehrwerk ”Tratado de Glosas” ist Ausgangspunkt für spontane Improvisationen der drei Interpreten.

Rolf Lislevand – Laute

Rolf Lislevand, geboren 1961 in Oslo, studierte an der Staatlichen Musikakademie Norwegens klassische Gitarre und anschließend an der Schola Cantorum Basiliensis bei Hopkinson Smith und Eugène Dubois.

In den späten achtziger Jahren wurde er Mitglied in Jordi Savalls Gruppen Hespèrion XX, La Capella Reial de Catalunya und Concert des Nations. Lislevand, dessen Soloaufnahmen mehrere internationale Auszeichnungen erhielten, ist heute Professor für Laute und historische Aufführungspraxis an der Musikhochschule Trossingen.

Matthias Ziegler – Flöte/Bassflöte

Matthias Ziegler ist einer der versiertesten und innovativsten Flötisten seiner Generation. Sein Engagement gilt gleichermassen der "traditionellen" Flötenliteratur und der zeitgenössischen Musik sowie dem Jazz.

Auf der Suche nach neuen Klängen hat er das expressive Potential der herkömmlichen Flöte und der elektroakustisch verstärkten Kontrabassflöte enorm erweitert. Das Verstärken seines Instrumentes erlaubt es ihm, die Mikroklänge der Flöte, welche sonst nur für den Spieler wahrnehmbar sind, auf eine hörbare Ebene zu bringen.

Matthias Ziegler ist Professor für Querflöte an der Hochschule der Künste Zürich.

www.matthias-ziegler.ch 

Dominique Girod – Kontrabass

Dominique Girod wurde 1975 in Winterthur geboren. Er studierte Jazz und klassischen Kontrabass bei J.-F. Jenny-Clark in Paris, anschliessend klassischen Kontrabass bei Andreas Cincera am Konservatorium Zürich. Es folgten Kompositionsstudien bei Michaël Jarrell und Theorie bei Gerald Bennett an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben seiner Mitwirkung bei zahlreichen Jazzproduktionen schrieb er Werke für unterschiedliche Besetzungen. 2013 wurde seine erste Oper «l’homme qui rit» von der Freien Oper Zürich im Fabriktheater der Roten Fabrik Zürich uraufgeführt. 2003 bis 2004 war er Stipendiat des Landis & Gyr Ateliers in London. 2014 wurde ihm von der Gemeinde Zollikon der Anerkennungspreis für Komposition zugesprochen. Seit 2001 unterrichtet Dominique Girod Kontrabass und Theorie an der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) und an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).

www.dominiquegirod.ch