Musica transalpina
Geschätzte klangreich-Freundinnen und Freunde
Auch wir müssen uns wegen der Coronavirus-Situation Gedanken zur Durchführung des nächsten Konzertes machen. Grundsätzlich wären wir bei einer Veranstaltung mit weniger als 150 Besuchern zur Zeit in unserer Entscheidung frei. Allerdings zählen viele unserer regelmässigen und treuen Besucher zur Risikogruppe der über 65jährigen, denen klar empfohlen wird, solchen Veranstaltungen fernzubleiben. Nach Diskussionen im Vorstand und mit Medizinern haben wir uns entschlossen, das Konzert in die grosse katholische Kirche zu verlegen. Dort besteht die Möglichkeit, etwas Distanz zu wahren.
Die Musik wird anders wirken als in der intimen Atmosphäre der Alten Kirche, aber wir sind überzeugt, dass gerade dieses Programm sehr schön und eindrücklich erklingen wird in der "grossen" Akustik der katholischen Kirche. Wir denken, dass wir mit diesem Setting einen verantwortbaren, gefahrlosen Konzertbesuch ermöglichen können. Nicht zuletzt geben wir den Musikern auch die Chance, ihrer Arbeit nachgehen zu können. Natürlich zählen wir auf die Eigenverantwortung und bitten Personen mit Krankheitssymptomen zuhause zu bleiben.
Bei der Verwaltung und der Leitung der katholischen Kirchgemeinde bedanken wir uns herzlich für ihr grosszügiges und spontanes Entgegenkommen.
Christian Brühwiler
Seit vielen Jahren verfolgt der Sänger (und E-Bassist) Daniel Manhart mit seinem Vokalensemble chant 1450 die Idee, a cappella - Vokalmusik der Renaissance mit exzellenten Solobeiträgen von Gastmusikern zu verbinden. Die Resultate dieses äusserst fruchtbaren Ansatzes waren in klangreich schon zweimal zu erleben, ein erstes Mal vor fünf Jahren mit dem Oud- und Gitarrenspieler Mahmoud Turkmani und ein zweites Mal mit dem Elektronikkünstler Sylvain Chauveau.
Daniel Manhart, Gründer und Leiter des Ensembles 1450, schreibt zu diesem neuen Programm:
Die Musica transalpina ist ein Musikdruck mit 57 Madrigalen in englischer Sprache. Die Sammlung erschien 1588 in London und zeigt ein breites Repertoire von Stücken aus Italien, darum „transalpina“. Warum nun italienische Madrigale in englisch? Seit 1540 nahm das Interesse an italienischer Musik in England stetig zu. Die italienische Sprache war aber vielen Engländern nicht geläufig. Deshalb gab es bald englische Übersetzungen der Texte, um Aufführungen der populären Musik möglich zu machen, zuerst im privaten Bereich. Die Musica transalpina hob diese Anstrengungen nun auf eine offizielle Ebene: William Byrd, zu jener Zeit der Komponist mit dem von der Königin verliehenen Monopol zum Drucken von Musik, veröffentlichte die von Nicholas Yonge zusammengestellte Sammlung mit Texten ausschliesslich in Englisch. Prominente Madrigal-Komponisten wie Lasso, De Wert, Marenzio, Palestrina, De Monte prägen diesen Druck. Byrd selber steuerte zwei neue Stücke bei, wohl, um den Marktwert der Sammlung zu erhöhen. Eine beeindruckende Zahl von Kompositionen (14) stammt von Alfonso Ferrabosco (1543 - 1588), einem Italiener, der sein Leben pendelnd zwischen England und Italien verbrachte und dessen Musik in England überaus populär war.
Nach dem grossen Erfolg der Musica transalpina folgten weitere Drucke italienischer Madrigale in englischer Sprache, zum Beispiel Thomas Watsons Italian Madrigalls Englished (1590). Gleichzeitig setzte die Musica transalpina den Startpunkt für die Entwicklung einer überaus reichen, qualitativ hochstehenden Madrigaltradition in England, wo Komponisten wie Gibbons, Weelkes, Morley, Wilbye, Byrd und viele andere Stücke in englischer Muttersprache schrieben. Das Konzertprogramm Musica transalpina – Frühlingsmusik aus England um 1590 verbindet beide Traditionen: italienische Madrigale aus dem Druck von 1588 (also in Englisch) und berühmte Stücke aus den Jahren danach von englischen Komponisten. Ergänzt wird das Programm durch kurze Solo-Stücke für Laute aus jener Zeit. Die inhaltliche Klammer aller Stücke des Programms ist der Frühling, die Liebe und die Lebenslust - now is the month of maying!
Christian Zehnder, bekannt geworden durch das Duo Stimmhorn mit Balthasar Streiff, stellt den Madrigalen eigene Solo-Stücke gegenüber. Seine „Musica alpina“ – seine ganz eigene, persönliche Version einer zeitgenössischen „Alpenmusik“ – kommentiert aus der geographischen Mitte heraus das englische und italienische Repertoire der Alten Musik. Die „Musica alpina“ und Musica transalpina begegnen sich so auf eine neue, noch nie gehörte Weise. Der vielfach ausgezeichnete Stimmkünstler pflegt zudem ganz andere Gesangstechniken als die für den Ensemblegesang der Alten Musik geschulten SängerInnen von chant 1450. Das Nacheinander, Miteinander, Gegeneinander der Stimmen zeigt spannend, abwechslungsreich und unerwartet, wie Singen im Jahr 2019 klingen kann.
Weiterführende Infos und Links gibt's wie immer auf www.klangreich.ch
Freie Platzwahl / Wir bitten Sie trotzdem, sich auf www.klangreich.ch übers Reservationssystem zu registrieren. Wir können so Ihre Personalien erfassen und Sie bei einer möglichen Veränderung der Situation (neue Richtlinien usw.) direkt per Mail informieren!
Sonntag, 22. März 2020, 17 Uhr
Katholische Kirche Romanshorn
musica transalpina
chant 1450 & Christian Zehnder:
Hanna Järveläinen, Sopran
Florencia Menconi, Alt
Daniel Manhart, Tenor
Simon MacHale, Bariton
Jedediah Allen, Bass
Ziv Braha, Laute
& Christian Zehnder, Stimme