Henry Purcell: Fantazias
Ich freue mich sehr, zur ersten klangreich-Veranstaltung zum Thema "frei" einladen zu können.
Oft wird übersehen, dass Musik fast immer in einem funktionalen Zusammenhang stand, sie bezog sich auf religiöse und weltliche Texte, sie animierte zum Tanz und sollte feierliche Anlässe schmücken. Fantasien wie beispielsweise Toccaten oder Canzonen sind frühe Instrumentalwerke, in denen sich die freie kompositorische Erfindung manifestiert. Die Fantasien Henry Purcells zählen zu den frühen und vollkommensten Beispielen solch «absoluter» Musik. Noch in der Tradition der polyphonen englischen Consort-Musik stehend, weisen sie doch schon deutlich über diese hinaus.
John Holloway, der renommierte englische Barockgeiger, gerät ins Schwärmen, wenn von den Fantasien des berühmtesten englischen Barockkomponisten die Rede ist und vergleicht ihren Rang mit demjenigen von Beethovens Streichquartetten.
John Holloway schreibt dazu: "Purcells Fantazias, so hat er das buchstabiert, sind seine intensivste, und gleichzeitig seine komplexeste Musik. Geschrieben im Sommer 1680, als Purcell erst 20 Jahre alt war, zeigen sie eine fast unvorstellbare Mischung von emotionalerTiefe und kontrapunktischer Disziplin. Einen genauen Anlass für die Werke gibt es nicht, aber die Tatsache, dass solche Musik am königlichen Hof völlig ausser Mode geraten war, suggeriert ein persönliches Bedürfnis. Purcell spezifiziert keine Instrumentation. Da aber in England die Praxis der "Violin-Consorts" mindestens bis Dowlands "Lachrimae Pavans" am Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreicht, ist es sehr wahrscheinlich, dass Purcells violinspielende Kollegen sich mit dieser wunderschönen Musik beschäftigt haben."
John Holloway hat diese Werke mit seinem Schweizer Quartett in diesem Frühjahr für das CD-Label ECM eingespielt. Eine vielbeachtete Aufnahme in der fast gleichen Besetzung mit Werken von John Dowland liegt bereits vor.
Holloways Mitmusikerinnen und -musiker zählen zu den renommiertesten Spezialisten für Alte Musik in der Schweiz. Renate Steinmann ist bekannt geworden als Konzertmeisterin des Orchesters der Bachstiftung St. Gallen. Monika Baer unterrichtet Barockgeige an der Hochschule der Künste Zürich, und der Barockcellist Martin Zeller hat nicht zuletzt mit seiner Aufnahme der Bach-Cellosuiten auf sich aufmerksam gemacht.
Sonntag, 25. Oktober 2015, 17 Uhr
Henry Purcell: Fantazias
John Holloway, Renate Steinmann & Monika Baer, Barockviolinen Martin Zeller, Barockcello
Eintritt CHF 25; GLM-Mitglieder & Studenten CHF 20; Kinder & Jugendliche frei
Infos & Reservation: www.klangreich.ch