matinée
Sonntag, 1. März 2015, 11 Uhr

la hora  fertil

Marco Mezquida: Piano

Marco Mezquida ist nicht nur subtiler und inspirierender Begleiter im Quartett der Sängerin Rocío Faks, sondern eine der einflussreichsten und interessantesten Persönlichkeiten der jungen katalanischen Musikszene. Generell hat die spanische Jazzszene in Europa noch nicht den Stellenwert, der ihr zukommt, wächst doch im urbanen Barcelona eine Generation von jungen Musikern heran, die mit viel Können, Leidenschaft und Intensität auf die internationale Bühne drängt. Neben der Bassistin Giulia Valle ist Marco Mezquida der wohl wichtigste Exponent dieser Szene.

2011, 2012 und 2013 in Folge wurde er von der „Asociación de Músicos de Jazz y Moderna de Cataluña" zum „Musiker des Jahres" gekürt. 1987 auf der Insel Menorca geboren, begann er mit acht Jahren Klavier zu spielen. Sein Musikstudium an der Escuela Superior de Música de Cataluña (ESMUC) in Improvisation, Jazzpiano, klassischer und zeitgenössischer Musik bei Albert Bover, Lluís Vidal, Agustí Fernández, Ramon Coll, Juan de la Rubia und Luca Chiantore schloss er 2009 ab.

Nach über zwanzig CD-Aufnahmen als Mitmusiker und fünf CDs als Bandleader veröffentlichte Marco Mezquida letztes Jahr seine  bemerkenswerte erste Solo-CD „La hora fertil". In dieser „schöpferischen Stunde" präsentiert Marco Mezquida seinen persönlichen musikalischen Kosmos. Zum einen ist die erste CD eine überraschende Hommage an die deutschen Romantiker, zum anderen verarbeitet er die grosse Tradition des Jazzpianos bis hin zu freien Improvisationen auf eine durch und durch eigenständige Weise. Reminiszenzen an den traditionellen Jazz sind dabei ebenso auszumachen wie Einflüsse der grossen zeitgenössischen Jazzpianisten. Von subtilsten lyrischen Kantilenen bis hin zu gewaltigen Energieschüben, von virtuosesten Passagen bis zu einfachster, schnörkelloser Klarheit verfügt Marco Mezquida über ein Ausdrucksspektrum, das keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Auf allen drei Videos sind Live-Versionen von der CD „La hora fertíl" zu finden. Beim ersten Video, dem Titelstück, handelt es sich um eine traumhaft schöne, romantisch-lyrische Ballade. Das zweite „Chevere" orientiert sich irgendwo an Dollar Brand oder Keith Jarrett, harmonisch eingängig, groovend, grundiert von einer starken linken Hand, sehr verspielt, aber nie banal (wie bei etlichen aktuell hoch gehandelten Kollegen). Im dritten Video umspielt Mezquida den Cole Porter Standard „It‘s allright with me"  zunächst in aberwitzigen Läufen bis fast zur Unkenntlichkeit, nach wilden Kaskaden changiert die Improvisation sehr überraschend zwischen verschiedensten Stilen, eine Hommage an die Geschichte des Jazzpianos. Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet haufenweise Material zu verschiedenen Triobesetzungen und zu Mezquida als Bandmitglied, beipielsweise bei der Bassistin Giulia Valle. Es lohnt sich, es ist ausserordentlich beeindruckend! Christian Brühwiler