Sonntag, 3. Dezember 2017, 17 Uhr

favre & mezquida

Pierre Favre, Percussion
Marco Mezquida, Piano

"Schlagzeug" ist eines dieser schrecklichen deutschen Wörter (wie "Schmetterling"), die etwas ganz Fragiles ganz martialisch erscheinen lassen. Peter Rüedi

Pierre Favre hat die internationale Musikszene geprägt wie kaum ein anderer Schweizer Musiker. Aufgewachsen im und geprägt vom damals aktuellen Jazz hat sich Pierre Favre von der Aufbruchstimmung der Sechziger Jahre inspirieren lassen und das freie Spiel selbst nachhaltig geprägt. Pierre Favre war nie der brachiale Schlagzeuger, er hat jedoch ganz neue, subtile klangliche Welten erschlossen und sich in seinen Projekten intensiv mit aussereuropäischen Kulturen, mit der klassischen Tradition und mit Neuer Musik auseinandergesetzt. Ganz selbstverständlich hat er dabei in seinen Kompositionen auch zur Melodie und zur Einfachheit zurückgefunden. Die Aufnahmen mit seinem "Grand Ensemble", das Konzert in der Alten Kirche Romanshorn ist in Ausschnitten hier nachzuhören, zeigt dies beispielhaft. Davor war Pierre Favre bereits zweimal zu Gast in klangreich, im Trio mit Barry Guy und Maya Homburger sowie im Duo mit der Pipa-Virtuosin Yang Jing. Sein klangsinnliches Spiel, sein unvergleichliches Gespür fürs Timing und die Fähigkeit, mit seinen Partnern einen kreativen, immer wieder überraschenden Dialog zu führen, setzen nach wie vor Massstäbe.

Der in Barcelona lebende Pianist Marco Mezquida hat im Februar 2015 mit seinem Solorezital in der Alten Kirche einen  überwältigenden Eindruck hinterlassen. In der Zwischenzeit hat sich Marco Mezquida nicht nur in Spanien als "Magier des Pianos" etabliert. Nach einem grossartigen Auftritt an der Jazzahead Bremen 2017, vielbeachteten Konzerten an europäischen Jazzfestivals und Solokonzerten an renommierten Locations wie dem Palau de la Musica Barcelona oder dem ORF Konzerthaus Wien gilt er international als eines der grössten Klaviertalente. Mezquida spielt sehr gerne in jazzorientierten Gruppen. In seinen Solokonzerten und mit seinen eigenen Bandprojekten erschliesst er jedoch neue Welten, die von der Romantik, vom Impressionismus und der Neuen Musik ebenso geprägt sind wie vom Flamenco. Mezquida verbindet dabei stupende Virtuosität mit der Suche nach Einfachheit, Klarheit und Schlichtheit, eine gleichsam gegenläufige Entwicklung mit grossem kreativem Potential.

Pierre Favre wird dieses Jahr 80, Marco Mezquida 30. Es ist eine besondere Freude, Pierres runden Geburtstag mit diesem Duo-Generationenprojekt feiern zu dürfen: Der noch immer jugendlich verspielte Poet des Schlagzeugs begegnet dem jungen Pianisten, der sich mit Tiefe, Kreativität und Intensität die Tradition zu eigen gemacht hat. Zwei Musiker mit einer grossen Affinität zum Klang und zum Rhythmus, zwei Musiker auch, die beide grosse Erzähler sind, die es verstehen, Themen in grossen Bögen zu entwickeln und packende Geschichten zu erzählen.

 

Pierre Favre - In 80 Jahren um die Welt

(Portrait von Alexis Amitrigala über Pierre Favre in der "Sternstunde Musik" des SRF)

Website von Pierre Favre

Website von Marco Mezquida

Leider ist es nicht möglich, von Pierre und von Marco mit ein, zwei Videos einen repräsentativen Eindruck zu vermitteln. Es gibt von beiden Musikern ausserordentlich viel Material auf Youtube - eine Entdeckungsreise ist sehr zu empfehlen!

Ich wünsche viel Spass mit diesen wenigen Ausschnitten. Christian Brühwiler