Sonntag, 7. Februar 2016, 17 Uhr

Beethoven, Zimmermann, Ligeti

martina schucan, violoncello
stefan wirth, klavier

ludwig v. beethoven: sonate nr. 4 c-dur op. 102,1
györgy ligeti: klavieretüden bd. 3:
white on white - pour irina - a bout de souffle - canon
--
bernd-alois zimmermann: cellosolosonate
ludwig v. beethoven: sonate nr. 5 d-dur op. 102,2

  

Welcher Komponist verkörpert die Ideale der französischen Revolution «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» besser als Ludwig van Beethoven? Beethoven selbst bezeichnet die 4. Sonate im Autograph als «Freje Sonate». Typisch für Beethovens späte Phase wirken die Sonaten überraschend und unkonventionell. In ihrer «Brüchigkeit des musikalischen Prozesses» (Herbert Danuser) weisen sie kompositorisch weit in die Zukunft.

Bernd-Alois Zimmermann bezieht sich in seiner hoch expressiven Solosonate ausdrücklich auf die späten Beethoven-Sonaten. Zimmerman zählt zu den ganz grossen deutschen Komponisten der Nachkriegszeit. Anders als die Darmstädter Schule um Nono, Stockausen, Boulez u.a. brach er nie ganz mit der Tradition, sondern entwickelte eine Art mehrschichtigen Komponierens, bei dem sich Elemente aus der Musikgeschichte, dem Jazz und der populären Musik überlagerten.

György Ligeti seinerseits hat mit seinem Oeuvre die Zwänge der seriellen Kompositionslehre auf geniale Weise gesprengt und um ganz neue Aspekte erweitert. Die Klavieretüden, deren drei Bände über etliche Jahre entstanden sind, zählen entgegen ihres spröden Titels zu den kreativsten und eigenständigsten, aber auch anspruchsvollsten Zyklen der Klavierliteratur.

Martina Schucan

Im Alter von 14 Jahren wird Martina Schucan in die Meisterklasse von André Navarra in Detmold (D) aufgenommen. Nach dem Konzertexamen setzt sie ihre Studien bei Heinrich Schiff, Daniel Shafran und Janos Starker fort. Ein erster Preis am „Gaspar Cassadò“ Wettbewerb in Florenz und zahlreiche weitere Auszeichnungen eröffnen ihr eine internationale Konzerttätigkeit.
 
Als Solistin konzertiert sie mit renommierten Orchestern wie den Bamberger Sinfonikern, dem Metropolitan Orchestra Tokyo, dem Orchestre de la Suisse Romande oder dem Tonhalleorchester Zürich und spielt an den internationalen Festivals von Luzern, Schleswig-Holstein, Witten, Schwetzingen, Montpellier, Bratislava und Peking. Als gefragte Kammermusikerin nimmt sie an den Kammermusikfestivals von Kuhmo, Prussia Cove und Davos teil und zählt Musiker wie Yuri Bashmet, György Kurtág, Heinz Holliger, Raphael Oleg, Veronika Hagen, Jürg Wyttenbach und das Carmina Quartett zu ihren Partnern.

Das Erarbeiten der zeitgenössischen Musik ist ein zentraler Bestandteil ihres künstlerischen Engagements. Ihre Interpretationen des Konzertes von Henri Dutilleux, der „Assonance V“ von Michael Jarrell und der Solosonate von Bernd Alois Zimmermann werden von der Fachwelt und dem Publikum gefeiert.

Martina Schucan ist Professorin an der Züricher Hochschule der Künste und Mitglied des Collegium Novum Zürich.

«Auch wer noch nie ein Werk gehört hat, das nach der letzten Jahrhundertmitte komponiert worden ist, wird sich beispielsweise von der Sonate für Violoncello solo von Bernd Alois Zimmermann berühren lassen, wenn Martina Schucan sie im Konzert spielt.» Alfred Zimmerlin, NZZ

Stefan Wirth

Der Komponist und Pianist Stefan Wirth gehört zu den vielseitigsten Musikern seiner Generation. Er ist als Pianist zeitgenössischer Musik sehr aktiv und spielt als festes Mitglied im Collegium Novum Zürich sowie im Ensemble Contrechamps (Genf).

Verschiedentlich hat Stefan Wirth mit Heinz Holliger zusammengearbeitet, so zum Beispiel als Solist beim Orchestra della Svizzera italiana oder bei den Ittinger Pfingstkonzerten. Im Jahr 2013 erarbeitete er mit Pierre Boulez dessen zweite Klaviersonate. Auch ist Stefan Wirth Mitglied der Vier-Flügel-Formation „Gershwin Piano Quartet“, mit der er auf bedeutenden Festivals konzertierte, so unter anderem am Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Festival de Musique de Menton, den Schwetzinger Festspielen, dem Mozarteum Basileiro in São Paulo, dem Rheingau Musik Festival, dem Klavier-Festival Ruhr und dem Menuhin Festival Gstaad.

Zu seinen wichtigsten Lehrern zählen Hadassa Schwimmer am Konservatorium Zürich, Stephen Drury am New England Conservatory, Boston (USA) und Leonard Hokanson an der Indiana University Bloomington (USA).

Stefan Wirth erhielt seine kompositorische Ausbildung vornehmlich in den USA, wo er unter anderem bei Michael Gandolfi und P.Q. Phan studierte. Er erhielt das „Leonard Bernstein Fellowship“ für die Teilnahme an den Tanglewood Sommerkursen, wo er mit George Benjamin arbeitete. Auch studierte er bei Oliver Knussen und Colin Matthews im „Britten–Pears Young Artist Programme“ in Aldeburgh/England.

Aufträge erhielt Stefan Wirth unter anderem vom Collegium Novum Zürich, dem Münchener Kammerorchester, dem Ensemble Makrokosmos, dem Ensemble ö!, der Camera- ta Variabile, dem Berner Kammerorchester, dem Ensemble Aequatuor sowie vom WDR für die Wittener Tage für neue Kammermusik, vom Deutschlandfunk, den Poetischen Liedertagen in Weimar, der Ruhrtriennale und dem Lucerne Festival. Seine Werke wurden dreimal in die „Grammont Sélection“ aufgenommen, auf der jeweils die besten Schweizer Uraufführungen eines Jahres vereinigt werden. Außerdem hat Stefan Wirth als Pianist, Komponist und Arrangeur für verschiedene Musiktheater-Produktionen mit Regisseuren wie Christoph Marthaler und Frank Castorf zusammengearbeitet.

Website von Martina Schucan 
Website von Stefan Wirth