im Rahmen des internationalen Bodenseefestivals:

sonntag | 4. mai 2014 | 17h

ab 16.30 h einführung mit bewirtung durch den türkischen verein bei schönem wetter in freien, sonst im saal des kath. Pfarreiheims

alla turca kollektif istanbul
bach in istanbul - die oboe im serail

Sandra Sinsch, Barockoboe
Erman Türkili, Barockvioline
Mehmet Refik Kaya, Rebab (türkische Fiedel)
Özata Ayan, Tanbur (türkische Langhalslaute)
Günay Çelik, Kanun (türkische Zither)
Serdar Bisiren, Perkussion
Ali Ugur Altınok, klassisch-türkischer Gesang
Francesco Tomasi, Theorbe und Barockgitarre
Kentaro Nakata, Viola da Gamba

Eine Geschichte, die fast zu märchenhaft ist, um wahr zu sein:

Johann Sebastian Bachs Bruder, der Oboist Johann Jacob, schloss sich der Armee des Schwedenkönigs Karl XII auf ihrem Russlandfeldzug an. Nach der Schlacht von Poltawa 1709 flüchteten der König und eine Eskorte, darunter auch Johann Jacob, ins Osmanische Reich. Vier Jahre sollte der Oboist am Bosporus bleiben. Aufzeichnungen zufolge fanden Konzerte für den Sultan und osmanische Adelige statt, Quellen lassen zudem vermuten, dass die Oboe und andere westliche Instrumente, wie die zu der Zeit über den Balkan kommende Barockvioline, in der Muzika-i Humayun, der Palastmusik, bekannt waren. So ist dann auch das Programm ein Spaziergang durch die bunte Welt des alten Istanbul im Tulpenzeitalter, der prächtigsten Epoche der osmanischen Kunst und Kultur, bei dem die Musik Bachs und seiner barocken Zeitgenossen auf die Musik aus dem Serail und den Derwischlogen und die Notationen osmanischer Musik, wie sie von barocken Orientreisenden angefertigt wurden, trifft. Werke aus der Sammlung von Ali Ufki Bey, Tanburi Mustafa Çavus, Zurnazen Ibrahim Aga, Johann Sebastian Bach, Jean-Philippe Rameau, Giuseppe Toderini und anderen.

Das Alla Turca Kollektif Istanbul:

„Mit dem Alla Turca Kollektif wird ein Stück Musikgeschichte neu geschrieben“, urteilte der Saarländische Rundfunk (SR) über die Istanbuler Formation, die sich seit 2012 sowohl auf westlichen als auch auf orientalischen Instrumenten konsequent der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat. Die dabei entstehenden, ebenso authentisch wie faszinierenden Klangbilder zwischen Morgen- und Abendland bringen frischen Wind in die Szene, weil sie eben „Kein üblicher Multikulti-Crossover sind, bei dem westliche und orientalische Instrumente so gemischt werden, wie es eben gerade schön klingt“ (Saarbrücker Zeitung). Das basisdemokratisch organisierte Ensemble besteht aus Spezialisten für Alte Musik, die in führenden Ensembles der Türkei und Europa tätig sind oder Dozenturen an namhaften Universitäten innehaben. Neben der Konzerttätigkeit, die das Alla Turca Kollektif regelmäßig ins In-und Ausland führt, nimmt die Entdeckung und Editierung des osmanischen Musikerbes und der von ihm inspirierten Werke westlicher Komponisten des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts einen hohen Stellenwert in der Arbeit des Ensembles ein. In der Saison 2014 wird das Alla Turca Kollektif in der Türkei (Bachfest Ankara, Istanbul, Erzurum), Deutschland, der Schweiz, Belgien und Italien zu hören sein.